EMDR-Traumatherapie

EMDR-Traumatherapie zur Behebung von Traumafolgestörungen

EMDR steht für Eye Movement Desensitization and Reprocessing und kann mit „Augenbewegungs-Desensibilisierung und Wiederaufarbeitung“ übersetzt werden. EMDR wurde von Dr. Francine Shapiro zu Beginn der 1990er Jahre als psychotraumatologische Behandlungsmethode entwickelt. Mit der Verbreitung dieser Methodik wurde in den letzten Jahren festgestellt, dass auch andere psychische Störungen, wie beispielsweise Ängste, Suchterkrankungen, Zwänge, Depressionen aber auch Dysfunktionen, die als Ursache für bestehende Problematiken diagnostiziert sind, erfolgreich behandelt werden können. Die EMDR-Therapie unterzieht sich seit ihren Anfängen dauerhaft kontrollierten Studien und gehört somit zu den am besten evaluierten Therapieformen.

Dr. Francine Shapiro
Dr. Francine Shapiro, die Gründerin von EMDR

Die Wirkung von EMDR

Bei einer Traumatisierung werden die Erlebnisse nicht spontan verarbeitet. Im Rahmen einer EMDR-Therapie werden die Vorhandenen Störungen genau erfasst und in einem festgelegten strukturierten Schema behandelt. Hierbei werden die belastenden Erinnerungen in äußere Repräsentanz, kognitive Repräsentanz, emotionale Repräsentanz und körperliche Repräsentanz unterschieden.

Der Kernpunkt der Wirksamkeit von EMDR ist die Fokussierung auf die Belastung und die Arbeit mit den blockierenden Kognitionen sowie die bilaterale Stimulation durch Augenbewegungen, Taps oder akustische Signale. Während des Assoziationsprozesses, in dem sich der Klient im sicheren „Heute“, auf das Ereignis, das die Traumatisierung ausgelöst hat fokussiert, erfolgt durch die bilaterale Stimulation eine „neue Bewertung der Ereignisse“ sodass diese am Ende der Therapie als nicht mehr belastend beziehungsweise weniger belastend wahrgenommen werden können.

Der Aufbau von EMDR

Wenn traumaspezifische Inhalte mit herkömmlichen Methoden nicht mehr erreicht werden können, wird EMDR als Teil des Behandlungsplanes, ergänzend in einer psychotherapeutischen Behandlung, eingesetzt. Hierbei ist die stabile therapeutische Beziehung zwischen Klienten und Therapeuten von hoher Bedeutung.

Die acht Phasen der EMDR werden von der Vergangenheit über die Gegenwart bis hin zu einer Rückfallprophylaxe im Sinn einer „Zukunftsprojektion“, in Anamnese, Beziehungsaufbau, sozial-, psychische- und körperliche Stabilisierung, Bewertung, Reprozessieren, Verankern, Körpertest, Abschluss, Nachbesprechung und Überprüfung unterteilt.

Während der traumaspezifischen Anamnese werden, neben der Erfassung und Festlegung von Ressourcen, durch Therapeut und Klient gemeinsame Hypothesen, über die vermeintliche Verbindung und Zusammenhänge der aktuellen dysfunktionalen Reaktionen und Symptome mit den ursprünglichen Traumaerlebnissen gebildet. Diese Erkenntnisse werden über die gesamte Biographie des Klienten erfasst und als sogenannte Belastungslandkarte festgehalten.

Ist der Klient entsprechend stabilisiert, wird eine Einzelerinnerung in Form einer Szene, aus einem vorher vom Klienten und Therapeuten gemeinsam identifizierten und benannten „Cluster“ der Belastungslandkarte, ausgewählt und gezielt bearbeitet. Die Bearbeitung erfolgt in der sogenannten bifokalen Aufmerksamkeit, die die sichere therapeutische Beziehung und Umgebung im Heute mit einem Blick in das „Damals“ mit allen Empfindungen des Traumas (Bild, Gefühle, Gedanken, körperliches Empfinden) fokussiert. Diese Form der Bearbeitung bildet den Teil des Reprozessierens (Reprocessing) des traumatischen Erlebnisses und man geht davon aus, dass diese Szene repräsentativ für die blockierte Informationsverarbeitung steht.

Mit Hilfe der bilateralen Stimulation durch Augenbewegung, Taps oder akustische Signale wird nun die nachträglich beschleunigte Informationsverarbeitung „Desensitization“ angeregt. Der bisher blockierte und autonome Informationsverarbeitungsmechanismus wird, immer gesichert durch die Aufmerksamkeit des Therapeuten, angestoßen und ermöglicht so eine neue, beziehungsweise abschließende Verarbeitung der Szene.

Dieser Vorgang kann mit dem Verarbeitungsmechanismus im REM-Schlaf verglichen werden, der essenziell für die Verarbeitung und dauerhafte Abspeicherung von Erlebnissen und Informationen verantwortlich ist. Allerdings werden in der EMDR-Therapie zwei zusätzlich beeindruckende Effekte erzielt. Die automatische Einbeziehung der Körperprozesse und dadurch die Einbindung der vier Repräsentationsebenen sowie die Geschwindigkeit der Einbeziehung. Durch eine gut vorbereitete EMDR-Sitzung kann der gleiche oder bessere Erfolg bewirkt werden, wie bei einer langen, klassischen oder kognitiven Verhaltenstherapie oder anderen Therapieform.